Comictipps und -kommentare eures Big-Red-Cheeses!

Nur kurz etwas dazu, nachdem ich längere Zeit keine Tipps brachte!

Marvel Exklusiv 89: Das Marvels Projekt - Die Geburt der Superhelden hält genau das,was der Titel verspricht. Der Band zeigt uns die Anfänge dessen, was heute als "Das Marvel-Universum" bezeichnet wird. Die Geschichte von Ed Brubaker und Steve Epting umfasst die Jahre 1938 - 1941. Ähnlich wie der Klassiker "Marvels" von Kurt Busiek und Alex Ross beginnt die Geschichte mit dem Auftauchen der ersten Menschlichen Fackel, endet aber bereits kurz nach der Gründung der Invaders, welche FDR nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbour gründete. Geschildert wird das Ganze aus der Sicht des 1. Angels, einem frühen Verbrechensbekämpfer, der seinen ersten Auftritt wie auch Namor und die 1. Fackel bereits in US-Marvel Comics Nr.1 von 1939 hatte. (Ein Nachdruck dieses Heftes erschien vor Jahren bei den Stuttgartern!) Allerdings ist die Geschichte deutlich düsterer gehalten als "Marvels", was dem Ganzen aber mehr als gut tut.

Ich finde es äußerst erfrischend diese frühen Abenteuer als kohärente Geschichte zu lesen und würde sie jedem empfehlen, der diese alten Sachen nicht kennt und Interesse daran hat. Das Teil ist für den etwas älteren Leser konzipiert und für Altfans und Neueinsteiger mehr als nur ein gutes Comic, sondern auch ein toller Einstieg in das Marvel Universum. Dafür hat es von mir verdient. Ihr werdet es nicht bereuen.

Nach langer Zeit mal wieder einen oder zwei Comic-Tipps von einem alten Mann:

The Mystery Men Nr. 1 - 5:

Marvels sehr gelungener Versuch einer Pulp-Comicreihe. Geschrieben von David Liss und gezeichnet von Patrick Zircher. Autor Liss arbeitet hier mit Archetypen von Superhelden, die ihre Wurzeln ganz klar in der Pulp-Literatur wie auch Shadow oder Doc Savage und Rocketeer (Sehr gelungener Pseudo-Pulp, da erst 1981/82 entwickelt!) haben. Die Geschichte spielt 1932 und ist sehr krimilastig. Nicht ein bekannter Held taucht auf. Sehr unterhaltsam! Die Teile 4 + 5 stehen noch aus. Mehr dazu wenn sie komplett raus ist. Es lohnt sich!

Kirby Genesis:

Alex Ross hat sich Ideen und Gestalten des 1994 verstorbenen Altmeisters Jack Kirby angenommen. Dazu holte er sich seinen alten Marvels-Kolloborateur Kurt Busiek als Autor ins Boot. Zusammen mit Zeichner Jack Herbert schuf man eine viel versprechende neue Heldenserie, die den Flair der 70er bis 90er Jahre zelebriert. Sowohl das gezeichnete als auch das gemalte Artwork machen Lust auf mehr. Wer sich noch an "Captain Victory and the Galactic Rangers" oder "Silver Star" aus dem Condor-Verlag erinnert (Wahrscheinlich nur die "Warriors Three" unseres Forums und wenige andere!), oder an die anderen legendären Geschöpfe von Kirby (die Zahl ist fast infinitiv!) wird hier ganz klar seinen Spaß haben. Ein echter Volltreffer von Dynamite Entertainment!

Frank Miller hat auch schlechtere Phasen. Diese Graphic Novel sieht aus wie eine schlechte Kopie seines "Die Rückkehr des Dunklen Ritters", liest sich aber viel schlechter. Heute wird die Graphic Novel gerne als Traumgeschichte angesehen. Alptraum trifft es eher. Die Farben von Millers damaliger Frau Lynn Varley sind zwar schön anzusehen, aber ohne einen vernünftigen Inker sind Millers Zeichnungen einfach nur unterer Durchschnitt.

Das Machwerk ist einfach nicht mit seinem Daredevil-Run vergleichbar! In keinster Weise! Nur was für Komplettisten! Wenn ihr es mal billig kriegt, mitnehmen. Sonst lasst es!

Dynamite Entertainment liefert hier eine optisch ansprechende Adaption des klassischen Horrorstoffes an, die aber nicht viel neues bietet. Erstmals wird hier lediglich die Kurzgeschichte "Draculas Gast" (ebenfalls von Bram Stoker) in die Hauptgeschichte integriert.

Allerdings erreicht diese Version in keinster Weise die Jahre zuvor von Marvel USA veröffentlichte Adaption von Roy Thomas und Dick Giordano, die ich in schwarz-weiß nur jedem echten Fan ans Herz legen kann. Von dieser existiert mittlerweile auch eine Farbversion, die aber nicht mithalten kann.

Kein Fehlkauf, aber ich hätte mehr erwartet!

Der mittlerweile 8.Essential Avengers enthält weitere fantastische Klassiker der späten 70er Jahre mit dem Tod von Adam Warlock (gezeichnet und geschrieben von Jim Starlin!) und dem genauso legendären "Korvac Quest"!

Die zweite Storyline gibt es zwar auch als gesondertes Tradepaperback. Aber zum Lesen und Genießen ist dies hier völlig ausreichend und entschieden günstiger. Für relativ kleines Geld bietet er fantastische Stories und großartiges Artwork, u. a. von George Pérez und John Byrne. Er bietet außerdem den Beginn des "Yesterday Quests", in dem es um die Herkunft von Quicksilver und Scarlet Witch geht, vor. Dieser wird im 9. Essential fortgestzt und abgeschlossen. Die Scarlet Witch ist ja gerade wieder durch "Young Avengers" Nr.7 + 8: Der Kinderkreuzzug wieder sehr in den Vordergrund gerückt. Das wird sich durch "Avengers vs. the X-Men" nochmal deutlich steigern.

Ein mehr als gelungenes Teil der Comic-Geschichte zu einem kleinem Preis.

Zu einer Zeit als Hellboy noch kein so großes Thema war oder erst werden sollte, schrieb Autor Roger Stern eine Graphic Novel in der er die beiden großen Doktoren des Marvel Universums zu einem Team vereinte, das es so noch nicht gegeben hatte.

Als Zeichner hatte er einen echten Könner an seiner Seite: MIKE MIGNOLA.

Was heraus kam lohnte sich wirklich - Ein Werk, dass sich hinter Mignolas anderen Werken bestimmt nicht verstecken muss. Dr. Strange und Dr. Doom begeben sich in die Hölle um die Seele von Dooms Mutter aus den Klauen von Mephisto zu befreien. Dabei erfahren wir sehr viel über die beiden Hauptakteure.

Mignola schwelgt in tollen Bildern. Das Format der Graphic Novel unterstützt diese Bildergewalt, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Man ist erstaunt, wie ähnlich im Wesen sich der "gute" und der "böse" Doktor sind und wie weit falsch verstandene Mutterliebe doch gehen kann.

Leider ist das Format heute in Vergessenheit geraten. Ich trauere dem noch heute nach und war froh dieses Teil zu kriegen. Ein wahres Highlight dieser Reihe. Es lohnt sich!

Für mich sind die beiden Ultimates-Serien von Mark Millar und Bryan Hitch Meilensteine der Comic-Literatur.
Doch dann kam Ultimates 3.
Autor Jeph Loeb (Bisher hielt ich ihn für einen Meister des Erzählens!) und Zeichner Joe Madureira schaffen es hier ein Erfolgsprodukt regelrecht hinzurichten. Loeb packt viel zu viel in diese Ausgaben und sein Zeichner bietet Zeichnungen, die diese Bezeichnung eigentlich nicht verdient haben. (Seht euch stattdessen mal Battle Chasers von ihm an!)
In keinster Weise ist dieses Comic mit seinen Vorgängern zu vergleichen. Zudem musste man zuvor Sachen gelesen haben, die noch gar nicht erschienen waren.Aber auch nach deren Genuss wurde der ganze Sch... einfach nicht besser. Bis heute habe ich das teil nicht wieder angerührt.

Auf ner Scala von 1 - 10 liegt das Teil bei etwa MINUS 25.

Knapp drei Jahre nachdem Marvel USA der Vision und seiner Scharlachhexe eine erste vierteilige Miniserie widmete, folgte nun eine zwölfteilige Maxiserie.

Die ersten zwei Ausgaben bildeten ein Crossover mit der parallel gestarteten fortlaufenden West Coast Avengers- Serie. In dem Crossover wurde der Status von Vision / Wonder Man und dem Grim Reaper neu definiert.

Aber die Serie ging noch weiter. Im Laufe der weiteren Ausgaben wurde die Scharlachhexe mit Zwillingen schwanger. Diese gebar sie als Höhepunkt in der finalen Nr.12. Doch auch für die Vision änderte sich neben dem Prozeß des Vater-Werdens eine ganze Menge. Er wird zunehmend menschlicher und lernt mit dieser Menschlichkeit umzugehen.

Auch für die Leute in seiner Umgebung ändert sich viel. Die Ehe zwischen Quicksilver und Crystal zerbricht. Daran zerbricht auch Pietros Verstand. Zudem sieht man hier erstmals einen gewandelten Magneto, der sich über sich und sein Verhalten Gedanken macht. Ein interessante Serie, die allerdings hierzulande recht sang- und klanglos unterging.

Zeichnerisch bietet die Serie wegen Richard Howell keine optischen Höhepunkte. Auch Inker wie Jimm Mooney oder Frank Springer halfen da nicht. Aber Autor Steve Engelhart, ein echter Veteran der Szene liefert tolle Arbeit ab. Er hat in den 70ern zusammen mit Marshall Rogers den definitiven Batman-Run abgeliefert (Neuauflage in Kürze: Batman: Marshall Rogers Collection). Zudem schrieb er lange Zeit die Rächer und die West Coast Avengers. Einen weiteren Klassiker "Avengers: Celestial Quest" ist hierzulande leider auch nicht veröffentlicht worden.

Dass die Serie hierzulande so unbekannt ist, liegt aber zum Großteil an der Veröffentlichungspolitik des Condor-Verlages, der die Serie nur als Zweitserie in den Spinne-TBs 44 - 50 veröffentlichte, während die erste Miniserie zumindest noch in den Spinne-Magazinen (wenn auch gekürzt!) veröffentlicht wurde. Außerdem erschien sie erst Jahre nachdem bereits die anderen Teile des Crossovers im Rächer TB 20 veröffentlicht wurden. Im TB 20 vertröstete man uns nur mit einer Textzusammenfassung der Ereignisse. Außerdem verschob man auch die zeitliche Abfolge der Serie.

Es wurde in der deutschen Fassung nie ersichtlich, dass die Serie innerhalb eines Jahres spielt. Die Spinne TBs erschienen vierteljährlich, wodurch das ganze doch arg in die Länge gezogen wurde.

Wer die Serie wirklich genießen will, sollte sich das 2010 erschienene US-TPB "The Avengers: Vision & Scarlet Witch - A year in the life" besorgen. Darin befindet sich zusätzlich zu der zwölfteiligen Maxiserie auch "West Coast Avengers" Vol.2 Nr.2. Zusätzlich empfehle ich die Nr.1 der "West Coast Avengers" Vol.2 als Einzelheft nachzubesorgen, da es den Lesegenuss deutlich fördert. Oder besorgt euch einen Set der Maxiserie, wie ich es gemacht habe.

Bereits 1982 schuf der Autor/ Zeichner und Inker Bob Layton mit der vierteiligen Reihe "Hercules -Prince of Power" eine wunderbare und witzige Serie um den aus etlichen Marvel-Heften bekannten Halbgott Hercules, die im 23. Jahrhundert spielt. Die war so erfolgreich, dass zwei Jahre später eine weitere Miniserie folgte. Diese Serien wurden mehrere Male nachgedruckt, z. B. als TPB oder auch als HC.

Aber das ist nicht längst nicht alles. 1987 folgte eine 5-seitige Kurzgeschichte und ein Jahr später sogar eine Graphic Novel mit dem Titel "Full Circle", in der er auf die Frucht seiner Lenden trifft.

1989/90 schrieb Layton für die Anthologie Reihe "Marvel Comic presents" eine weitere 24-seitige Geschichte um den Halbgott und seine Tourage. Die Graphic Novel ünd das andere Material liegt mittlerweile auch gesammelt in HC-Form vor.

Erst 2010 schloss er seine Geschichte mit Hilfe des Zeichners Ron Lim in "Twilight of a God". Er selbst schrieb und tuschte er hier nur noch. (Lim hatte dies auch schon beim Abschluss der Iron Man vs. Dr. Doom Avalon-Trilogie gemacht!) Auf diesen Abschluss musste man Jahre warten, da sich Layton zwischendurch mit Marvel (wie viele andere auch) überworfen hatte. Das Finale liegt auch als TPB vor.

Keine dieser Geschichten liegt leider in Deutsch vor. (Das gilt auch für den Avalon-Abschluss!) Gerade der hohe Humoranteil macht den Charme der Geschichten aus. Möglicherweise würde dieser bei einer Übersetzung verloren gehen. Hervorzuheben ist vor allem der Detailreichtum der Zeichnungen und die geniale Geschichte, die ich nur jedem empfehlen kann, der Spaß an einer Alternative zu dem heutigen Stumpfsinn von Marvel Now hat!

Von mir auf jeden Fall

Nun versuchte sich Langzeit-ASM-Autor Dan Slott auch an der Vergangenheit des Netzschwingers. Und es ist ihm echt gelungen! Er fängt den Charme und den Witz der alten 60er Jahre Lee & Ditko-Stories fast so geschickt ein wie damals Kurt Busiek an "Amazing Fantasy # 16 - 18" und den unvergesslichen "Untold Tales of Spider-Man". Auch Zeichner Ramon K. Perez schafft es seinem Zeichenstil dem von Steve Ditko anzupassen. Das Team schafft es aber ohne Probleme die Handlung in die jüngste Vergangenheit hinüber zu modernisieren ohne das das es unrund wird. Slott siedelt die Geschichte zwischen Amazing Fantasy 15 und den ersten zwei US-Spinne-Hefte (Bei Williams waren das einige Ausgaben mehr!)

Slott entwickelte für die Miniserie einen neuen Schurken namens "Clash" und erweiterte den Figurenkreis der Midtown High School um Lehrer und Arbeitskreise. Aber immer wieder verweist er auch auf die Originalgeschichten. Und er widerspricht auch in keinster Weise Busieks Arbeiten. Die Serie umfasst 5 Teile und einen 10-seitigen Prolog. In Kürze erscheint in den Staaten ein TPB und ich bin mir sicher über kurz oder lang wird davon auch eine deutsche Version folgen!

Slotts Version schlägt David Laphams Version über Peters frühe Spider-Man-Tage aus "100 % Marvel Nr.38: Mit großer Kraft" um Längen. Selbst Tony "Starman/Ex Machina" Harris sehr gelungene Bilder konnten das Teil nicht retten. Es ist zwar lesbar, aber präsentierte uns Fakten, die mMn einfach nicht zum klassischen Spidey passten.

"Amazing Spider-Man: Learning to crawl" dagegen ist vielleicht auch nicht das erwartete Meisterwerk, aber mehr als unterhaltsam und lesenswert! Als Krönung gibt es obendrein noch Titelbilder von Alex Ross. Was will man mehr?